Standpunkt: Jürgen Wannhoff
Sparkassen sollen auch künftig ein festes Fundament der regionalen Entwicklung sein
Standpunkt: Jürgen Wannhoff
Sparkassen sollen auch künftig ein festes Fundament der regionalen Entwicklung sein
K ommunal, eigenständig, dezentral und subsidiär – das sind die vier Prinzipien der Sparkassen. Der Vorstand des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe (SVWL) tut alles dafür, damit die Mitgliedsinstitute Rahmenbedingungen vorfinden, in denen sich das erfolgreiche Geschäftsmodell optimal entfalten kann. Denn gerade die Besonderheiten des Geschäftsmodells machen die Sparkassen in Westfalen-Lippe zu dem, was sie sind: ein festes Fundament der regionalen Entwicklung. Damit die Sparkassen auch künftig diese Rolle ausfüllen können, sind entsprechende Zukunftsstrategien entwickelt worden. So steht den Instituten seit 2014 beispielsweise ein umfangreiches Maßnahmen-Portfolio im Rahmen der Wachstums- und Effizienzstrategie zur Verfügung. Im Sinne einer Zukunftsstrategie muss auch darüber nachgedacht werden, dass Kapazitäten in jenen Bereichen zurückgebaut werden, die für die Kunden nicht erlebbar sind. Dies heißt beispielsweise für die Vielzahl der Regulierungsaufgaben, die Einführung einer „regulatorischen Datenfabrik“ zu diskutieren.
Autorenbeitrag von Jürgen Wannhoff
Die Wachstums- und Effizienzstrategie und das Geschäftsmodell der Sparkassen sind Basis für ihren Erfolg
Die westfälisch-lippischen Sparkassen haben im Jahr 2014 strategisch auf die vor ihnen liegenden Herausforderungen reagiert und die „Wachstums- und Effizienzstrategie“ zu ihrer Handlungsmaxime erklärt.
Wachstums- und Effizienzstrategie – Umsetzung
Mit dieser Strategie setzen die westfälisch-lippischen Sparkassen auf Wachstum im Individualgeschäft mit privaten und gewerblichen Kunden sowie auf steigende Provisionserlöse. Gleichzeitig werden die Abwicklungs- und Vertriebsprozesse effizienter gestaltet und stärker an den geänderten Kundenbedarfen ausgerichtet.
Dass die Sparkassen mit dieser Strategie einen bemerkenswerten Umbauprozess vorantreiben, um ihre Marktführerschaft auch im digitalen Zeitalter zu erhalten und auszubauen, zeigen die beeindruckenden Wachstumsraten im Kundengeschäft, die kontinuierliche Steigerung der Effizienz und der starke Anstieg der Eigenkapitalausstattung (vgl. Abbildungen). Der Obleute-Ausschuss, das Meinungsbildungsgremium der westfälisch-lippischen Sparkassenvorstände, überprüft jedes Jahr Ziele und Inhalte dieser Strategie und passt sie aktuellen Bedarfen an.
Im Jahr 2017 standen die steigenden Eigenkapitalanforderungen sowie die Digitalisierung im Vordergrund. Die Obleute formulierten als neues Kernziel, das Eigenkapital zu stärken, um die strategische Handlungsfähigkeit einer jeden Sparkasse dauerhaft sicherzustellen.
Weiterhin haben sie die Umsetzung der „Digitalen Agenda“ des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) in die Wachstums- und Effizienzstrategie integriert und mit dem Projekt „Vertriebsstrategie der Zukunft – Firmenkunden (VdZ FK)“ ergänzt. Mit der „Vertriebsstrategie der Zukunft – Privatkunden (VdZ PK)“ und VdZ FK stehen den Sparkassen nun praxisnahe Empfehlungen zu Strukturen und Kapazitäten im Vertrieb zur Verfügung, um das Privat- und Firmenkundengeschäft der Sparkassen als Wachstums- und Ergebnismotor in einer digitalen Welt zu positionieren.
Im Jahr 2018 wird ergänzend zu VdZ PK und VdZ FK eine „Betriebsstrategie der Zukunft (BdZ)“ entwickelt, um die Wirtschaftlichkeit der Sparkassen dauerhaft zu gewährleisten.
Um die Wachstums- und Effizienzstrategie systematisch aktuellen Herausforderungen anpassen zu können, bedarf es einer strukturierten und periodenübergreifenden Projektplanung. Das Projektportfolio der westfälischlippischen Sparkassen wird daher im Rahmen der SVWL-Mittelfristplanung gesteuert. Sie beinhaltet einen in Teilbebauungspläne untergliederten strategischen Gesamt-Bebauungsplan und ist jeweils für drei Jahre ausgelegt. Die Synchronisation mit den überregionalen strategischen Planungen des DSGV, der Finanz Informatik (FI) und der S-Rating und Risikosysteme GmbH (SR) stellt die effiziente Arbeitsteilung im Verbund sicher.
Damit ist die strategische Ebene beschrieben, auf deren Grundlage die Sparkassen in Westfalen-Lippe – zum Wohl der Menschen und der Region – auf Dauer wettbewerbsfähig und zukunftsfest bleiben. Sparkassenkunden wissen das zu schätzen. Die Zahl der Privat- und Geschäftsgirokonten bleibt mit 4,6 Mio. in Westfalen-Lippe seit Jahren konstant.
Wachstums- und Effizienzstrategie – Umsetzung
Die Digitale Agenda beschreibt den Fahrplan der Sparkassen, um sich für die Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung zu rüsten und permanente Innovationen zu ermöglichen. Sie besteht aus einem Digitalen Mindeststandard sowie einem Digitalisierungskompass, die jeder Sparkasse die tatsächliche Nutzung digitaler Lösungen aufzeigen und die Ableitung spezifischer Handlungsempfehlungen ermöglichen. Die Evidenzstelle schafft Transparenz über einsatzfähige Lösungen in der Sparkassenorganisation. Der S-Hub ermöglicht die vernetzte Zusammenarbeit bei F&E im Verbund sowie die systematische Prüfung am Markt verfügbarer Innovationen. Mit dem Ökosystem Sparkasse gibt es eine digitale Kundenplattform, die über intelligente Produkte und Services Mehrwerte bietet und somit der langfristigen Kundenbindung dient. Den Mitarbeitern kommt bei der Verwirklichung der „Digitalen Agenda“ eine wichtige Schlüsselfunktion zu. Ihre digitale Kompetenz und Veränderungsbereitschaft gilt es zu fördern und zu fordern, z.B. durch Schulungsangebote der Sparkassenakademie NRW.
Wachstum: Entwicklung des Kundengeschäftsvolumens (KGV)
Entwicklung des KGV* in dem Zeitraum 2007 bis 2016 (jeweils zum Jahresende) in Mrd. €
Effizienz: Entwicklung des KGV und der Beschäftigtenzahl (MAK) im Vergleich
Entwicklung des KGV* und der Beschäftigtenzahl (MAK)** in dem Zeitraum 2007 bis 2017
Neben der Wachstums- und Effizienzstrategie ist das Geschäftsmodell „Sparkasse“ ein zweiter, sehr entscheidender Baustein für den Erfolg der westfälisch-lippischen Sparkassen. Folgende fünf Erfolgsfaktoren des Geschäftsmodells sind hervorzuheben:
1. ihre umfassenden Kundenbeziehungen zu rund sechs Millionen Privatkunden und drei Vierteln der Unternehmen in Westfalen-Lippe. Im Jahr 2017 konnten die Sparkassen ihren Marktanteil bei den Hauptbankverbindungen nicht nur halten, sondern auch ausbauen. Mehr als jeder Zweite ist von den Leistungen der Sparkassen überzeugt.
2. ihr ausgezeichneter Ruf bei den Menschen in der Region und in der Wirtschaft – als Finanzpartner sowie als einer der wichtigsten Steuerzahler und größten Förderer gesellschaftlichen Miteinanders. Eine Untersuchung des Sparkassen-Vermögensbarometers im Jahr 2017 hat ergeben: 48 % aller Menschen sprechen den Sparkassen von allen Kreditinstituten das höchste Vertrauen aus.
3. ihre persönliche Beratung. Die rund 24.700 Beschäftigten der westfälisch-lippischen Sparkassen sind hoch qualifiziert und in ihrer Region fest verwurzelt.
4. die bewährte Zusammenarbeit mit starken Verbundpartnern, auf die sich die westfälisch-lippischen Sparkassen zu 100 % verlassen können. Die Kunden erhalten dadurch direkten Zugang zum gesamten Angebot von z.B. DekaBank, LBS West, Provinzial, Deutsche Leasing und Helaba.
5. ihre unternehmerische Selbstständigkeit. Die Sparkassen haben überall in Westfalen-Lippe eigenverantwortlich handelnde Vorstände. Dezentral entscheiden und gemeinsam erfolgreich sein – das hat sich bewährt. Selbstständige Einheiten sind Konzernen an Marktnähe und oft auch an Geschwindigkeit überlegen.
Für das Jahr 2018 haben sich die Sparkassen vorgenommen, gemeinsam mit ihren Verbundpartnern weiter zu wachsen, noch effizienter zu werden und ihr Eigenkapital zu stärken. Um diese Ziele zu realisieren, steht ihnen im Rahmen der Wachstums- und Effizienzstrategie ein umfangreiches Maßnahmen-Portfolio zur Verfügung.
Eigenkapital stärken: Steigerung der Gesamtkapitalquote um 4,9 Mrd. auf 18,0 %
Aufsichtsrechtliches Eigenkapital in Mrd. € und in % zur Gesamtrisikoposition („Gesamtkennziffer“) für den Zeitraum 2006 bis 2016 (jeweils zum Jahresende)1