Geschäftsergebnis 2017
Westfälisch-lippische Sparkassen verzeichnen positive Entwicklung
Geschäftsergebnis 2017
Westfälisch-lippische Sparkassen verzeichnen positive Entwicklung
D ie Sparkassen in Westfalen-Lippe blicken auf gute Ergebnisse im Geschäftsjahr 2017. Die Institute haben in vielen Geschäftsbereichen zugelegt und sind weiter gewachsen. Dabei haben sie auch von den guten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen profitiert: Der Mittelstand freut sich über gefüllte Auftragsbücher und die hohe Beschäftigungsquote stützt die Konsumbereitschaft der privaten Haushalte. Gleichwohl: „Niedrigste Zinsen und Regulatorik stellen für die Sparkassen anspruchsvolle Rahmenbedingungen dar. In diesem Umfeld haben die Institute hervorragende Arbeit geleistet und für ein gutes Jahresergebnis gesorgt“, sagt Professorin Liane Buchholz, Präsidentin des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe.
Geschäftsentwicklung 2017
Sparkassen in Westfalen-Lippe wachsen weiter
Die Sparkassen in Westfalen-Lippe haben im Jahr 2017 in vielen Geschäftsbereichen zugelegt und sind weiter gewachsen. Die zusammengefasste Bilanzsumme der 60 Institute stieg um 2,6 % auf 131,2 Mrd. €. Ihre Kunden vertrauten ihnen Einlagen in Höhe von 96,2 Mrd. € an. Das entsprach einer Zunahme um 2,4 Mrd. € bzw. 2,5 %. Der Kreditbestand stieg um 2,2 Mrd. € auf 91,1 Mrd. € (+2,4 %). Mit Kreditzusagen von insgesamt 16,8 Mrd. € stärkten die Sparkassen in Westfalen-Lippe den Wirtschaftskreislauf. Das waren 1,6 % oder 267 Mio. € mehr als im Vorjahr. Das Betriebsergebnis vor Bewertung belief sich angesichts der Rahmenbedingungen aus Nullzins und Regulierung auf 1,27 Mrd. € bzw. 0,99 % der durchschnittlichen Bilanzsumme und lag damit um 0,1 % unter dem Vorjahreswert.
Tiefe Verwurzelung im Firmenkundengeschäft
Kreditgeschäft weiter auf Rekordniveau
Der Firmenkundenkreditbestand nahm um 4,9 % auf 45,6 Mrd. € zu. Mit einem Plus von 2,1 Mrd. € gegenüber dem Vorjahr hat sich der Aufwärtstrend mit ungebrochener Kraft fortgesetzt. Diese Entwicklung zeigt, dass die Sparkassen ihren Auftrag sehr ernst nehmen, dem Mittelstand zu Wachstum zu verhelfen und damit die regionale Wirtschaft zu stärken. 63 % der Unternehmen in Westfalen-Lippe unterhalten eine Geschäftsverbindung zu den örtlichen Sparkassen.
Die gute Entwicklung bei den Firmenkrediten spiegelte sich auch in den Darlehenszusagen wider: Die westfälisch-lippischen Sparkassen sagten dem Mittelstand in der Region 9,2 Mrd. € an gewerblichen Neukrediten zu. Das waren 2,4 % mehr als im Vorjahr und 6,8 % mehr als im Durchschnitt der drei Vorjahre, der bei 8,7 Mrd. € lag.
Unternehmen bilden Eigenkapital
Die Einlagen der Firmenkunden fielen um 2,3 % auf 16,8 Mrd. €. Dieses Minus von 389 Mio. € lässt sich damit erklären, dass Unternehmen notwendige Investitionen aus in den Vorjahren gebildeten Eigenmitteln finanziert haben.
Geschäftsentwicklung mit Privatkunden
Investitionen in die eigenen vier Wände weiter gefragt
Der Privatkreditbestand stieg um 1,4 % auf 40,2 Mrd. € (Vorjahr: + 1,1% auf 39,7 Mrd. €). Die Darlehenszusagen gaben um 1,0% auf 6,5 Mrd. € nach. 80 % des Neugeschäftes oder 5,1 Mrd. € entfielen auf das Wohnungsbaugeschäft. Dieser Wert entspricht dem Vorjahresniveau. Investitionen in die eigenen vier Wände blieben weiter gefragt, was sich auf die gute Beschäftigungssituation und steigende Gehälter zurückführen ließ. Auch die Darlehenskonditionen blieben weiterhin günstig.
Der hohen Nachfrage nach günstigem Baugrund und Immobilien stand jedoch nur ein begrenztes Angebot gegenüber. Die Zahl der durch die westfälisch-lippischen Sparkassen vermittelten Objekte verminderte sich daher um 5,0 % auf 5.414 (Vorjahr: 5.694) Objekte. Der durchschnittliche Objektwert stieg um knapp 6,0 % auf 188.000 € (Vorjahr: 178.000 €). Im Fünfjahresvergleich legte der durchschnittliche Objektwert um 23 % zu. Die von den Sparkassen vermittelte Bausparsumme summierte sich auf 2,2 Mrd. €, das waren 2,2 % weniger als im Vorjahr. Da ein Großteil der Verbraucher mit länger anhaltenden Niedrigzinsen rechnete, war der Anreiz gering, sich durch den Abschluss eines Bausparvertrags niedrige Darlehenszinsen zu sichern.
1,4 Mrd. € der privaten Darlehenszusagen und damit 0,5 % weniger als im Vorjahr entfielen auf Konsumentenkredite. Die Anschaffungsneigung in den Privathaushalten blieb ausgeprägt. Das zeigte sich beispielsweise in der Zulassungsstatistik: Mit insgesamt 3,44 Mio. Neuwagen wurden 2017 insgesamt 2,7 % mehr Autos zugelassen als im Vorjahr.
Zuwächse bei Sichteinlagen
Die Privathaushalte hatten erneut mehr Geld für Rücklagen zur Verfügung, dafür sorgten gestiegene verfügbare Einkommen und eine konstante Sparquote von 9,8 % (Vorjahr: 9,7 %). Der gesamte Einlagenbestand erhöhte sich um 3,4 % (Vorjahr: +3,8 %) auf 74,2 Mrd. €. Wegen der Zinssituation bevorzugten Anleger täglich fällige Gelder. Der Bestand der Sichteinlagen kletterte um 9,7 % bzw. 3,5 Mrd. € auf 39,2 Mrd. €. Spareinlagen, Termingelder und Sparkassenbriefe büßten dagegen gemäß den Präferenzen der Anleger ein: Spareinlagen gingen um 1,2 % auf 32,6 Mrd. € zurück. Sparkassenbriefe und Termingelder nahmen um 20,8 % auf 2,4 Mrd. € ab.
Rekord bei Geldvermögensbildung
Die Geldvermögensbildung – also das, was Privatkunden neu auf Sparkonten sowie in Wertpapieren, Bausparverträgen und Lebensversicherungen angelegt haben – stieg auf 3,8 Mrd. €. Im Vorjahr lag sie bei 3,5 Mrd. €. Damit haben die Kunden der Sparkassen in Westfalen-Lippe in einer noch nie dagewesenen Größenordnung zusätzliches Vermögen gebildet. Dieses Allzeithoch werten die Sparkassen als großen Vertrauensbeweis ihrer Kunden. Der größte Teil entfiel auf Einlagen wie täglich fällige Gelder, Termingelder, Spareinlagen und Sparbriefe. In Summe verzeichneten die Sparkassen in Westfalen-Lippe hier einen Zuwachs von 2,4 Mrd. € (Vorjahr: 2,6 Mrd. €).
Insbesondere das Wertpapiergeschäft fand zu alter Stärke zurück und leistete einen positiven Beitrag zur Vermögensbildung. Der Nettoabsatz der Wertpapiere stieg um 164 % auf 891 Mio. € (Vorjahr: 338 Mio. €). Der Nettoabsatz bildet die Ersparnis im Wertpapierbereich ab. Gebildet wird er aus der Differenz zwischen Wertpapierkäufen und Wertpapierverkäufen. Wer zugriff, entschied sich für Investmentfonds, deren Nettoabsatz 959 Mio. € und damit 98,6 % oder 476 Mio. € mehr als im Vorjahr betrug. Bei Aktien verringerte sich der Nettoabsatz um 210 Mio. € auf minus 52 Mio. €. Bei festverzinslichen Papieren betrug der Überhang der Verkäufe über die Käufe 16 Mio. € (Vorjahr: 303 Mio. €).
Die reinen Umsätze im Wertpapiergeschäft, also die Addition von An- und Verkäufen, lagen mit nahezu 10 Mrd. € um 14,4 % bzw. 1,3 Mrd. € über dem Vorjahreswert von 8,7 Mrd. €. Bausparverträge trugen 187 Mio. € (Vorjahr: 152 Mio. €) und Lebensversicherungen 286 Mio. € (Vorjahr: 331 Mio. €) zur Geldvermögensbildung bei.
Rückgang bei Lebensversicherungs-Verträgen
Die von den Sparkassen vermittelte Beitragssumme im Lebensversicherungsgeschäft betrug 804 Mio. €. Damit verfehlte sie den Vorjahrswert von 1,24 Mrd. € um 35,2 %. Die zum 1. Januar 2017 von 1,25 % auf 0,9 % gesenkte Garantieverzinsung und die allgemein nachlassende Attraktivität dieser Anlageform hatten zu einem Rückgang sowohl bei klassischen Kapitallebensversicherungen als auch bei fondsgebundenen Lebensversicherungen geführt.
Jahresergebnis
Betriebsergebnis über Bundesdurchschnitt
Das Betriebsergebnis vor Bewertung belief sich auf 1,27 Mrd. € bzw. 0,99 % der durchschnittlichen Bilanzsumme und lag damit um 0,1 % oder 1,0 Mio. € unter dem Vorjahreswert.
Zinsüberschuss weiter rückläufig
Der Zinsüberschuss ging infolge des niedrigen Zinsniveaus und der flachen Zinsstrukturkurve um 2,4 % bzw. 62 Mio. € auf 2,5 Mrd. € zurück. Der Provisionsüberschuss, also die im Kundengeschäft verdienten Provisionen und Gebühren, stieg um 5,4 % oder 44 Mio. € auf 862 Mio. €. Damit konnten die sehr guten Vertriebsleistungen der Sparkassen im außerbilanziellen Geschäft die durch die Niedrigzinsphase verursachten Einbußen im Zinsüberschuss zu gut 2/3 ausgleichen.
Personal- und Sachaufwand vermindert
Sowohl die Personal- als auch die Sachkosten fielen geringer aus: Die Personalkosten gingen um 11,1 Mio. € auf 1,4 Mrd. € zurück. Das entsprach trotz tariflicher Lohnsteigerungen einem Minus von 0,8 %. Der Grund: Einige altersbedingt frei gewordene Stellen sind nicht wieder besetzt worden, da die Produktivitätssteigerungen durch digitale Prozesse und eine zunehmende Automatisierung langfristig weniger Personal erforderlich machen. Kostensenkend wirkte sich zudem das zunehmende Angebot der Arbeitgeber an die Beschäftigten aus, Gehaltsbestandteile gegen Freizeit einzutauschen und unbezahlten Urlaub oder Sabbaticals zu nutzen. Die Sachkosten reduzierten sich um 5,3 Mio. € oder 0,7 % auf 729 Mio. €. Diese Zahlen belegen, dass die Sparkassen bei allen notwendigen Modernisierungen und strategischen Neuausrichtungen Kostendisziplin bewahrten.
Ausbildung nach Bedarf
Die Ausbildungsquote der westfälisch-lippischen Sparkassen behielt mit 6,5 % ihr hohes Niveau bei (Vorjahr: 7,4 %). Dennoch entwickelte sie sich rückläufig, da die Institute nicht mehr über Bedarf ausbilden. Insgesamt beschäftigten die Sparkassen in Westfalen-Lippe 24.746 Menschen, 1.004 weniger als im Vorjahr. Die Zahl der Auszubildenden sank von 1.905 auf 1.615.
Reserven aufgelöst
Wegen der guten Konjunktur und der stabilen Entwicklung des Kapitalmarktes zeigten die Risikovorsorgen ein gutes Ergebnis. Mit Blick auf das Bewertungsergebnis im Wertpapiergeschäft nahmen die Institute Abschreibungen im Volumen von 21 Mio. € vor. Im Vorjahr hatten sie 14 Mio. € abgeschrieben. Weil die Unternehmen überwiegend hervorragend aufgestellt waren und sich die wirtschaftlichen Verhältnisse der Kunden robust zeigten, lösten die Sparkassen 15 Mio. € der vorhandenen Reserven im Kreditgeschäft auf. Damit überstiegen die Auflösungen von Wertberichtigungen im Kreditgeschäft zum zweiten Mal in Folge die neu zu bildenden Reserven.
CIR auf Vorjahresniveau
Die Cost-Income-Ratio (CIR) lag mit 62,4 % unter dem Vorjahresniveau (62,6 %). Um einen Euro Ertrag zu erzielen, wendeten die westfälisch-lippischen Sparkassen also gut 62 Cent auf. Diesen Wert gehalten zu haben, war mit Blick auf die schwierigen Bedingungen der Niedrigzinsphase und die enormen Aufwände der Regulatorik eine bemerkenswerte Managementleistung der Sparkassenvorstände.
Auskömmliches Jahresergebnis
Die Sparkassen in Westfalen-Lippe zahlten gewinnabhängige Steuern in Höhe von 357 Mio. € nach 373 Mio. € im Vorjahr. Nach Bewertungsergebnis und Steuern verblieb ein auskömmliches Jahresergebnis von 192 Mio. €. 2016 lag es bei 199 Mio. €.
Gemeinnütziges Engagementbelegt regionale Verwurzelung
Die Sparkassen in Westfalen-Lippe haben insgesamt 153 Mio. € gespendet, gestiftet oder an kommunale Träger ausgeschüttet (Vorjahr: 147 Mio. €). Dieser Wert belegt ihre tiefe regionale Verwurzelung.
Sparkassenkunden knacken ihren eigenen Spar-Rekord
Geldvermögensbildung von Privatkunden
Sie bildet die Bestandsveränderungen bei den Kundeneinlagen, den Nettoabsatz bei Wertpapieren, Bestandsveränderungen bei Bauspareinlagen sowie Zuwächse aus Leistungsverpflichtungen aus Lebensversicherungen ab.