Konjunktur in Westfalen-Lippe läuft auf Hochtouren
Die konjunkturelle Dynamik in Westfalen-Lippe hat sich im vergangenen Jahr noch einmal beschleunigt. Die Stimmungsindikatoren sprechen dafür, dass die rasche Gangart auch im Jahr 2018 anhalten wird. Ausschlaggebend sind kräftig steigende Exporte infolge der hohen Expansion des Welthandels. Das verbesserte Auslandsgeschäft hat den Auslastungsgrad der Produktionskapazitäten spürbar gesteigert.
Die Wirtschaft in Westfalen-Lippe setzt ihren seit rund fünf Jahren anhaltenden Aufschwung mit zunehmender Dynamik fort.
Dies ermutigt die Unternehmen, verstärkt in die Erweiterung ihrer Ausrüstungen zu investieren. Außerdem sorgen steigende verfügbare Einkommen und zunehmende Beschäftigungszahlen auch weiterhin für eine lebhafte private Konsumnachfrage. Der Bau-Boom dürfte sich angesichts günstiger Finanzierungsbedingungen zunächst fortsetzen, allerdings treiben Kapazitätsengpässe die Baupreise in die Höhe. Insgesamt hat die gute Konjunktur mittlerweile alle Nachfragekomponenten erfasst. Damit ist Westfalen-Lippe in der Phase der „Hochkonjunktur“ angekommen. Die Wirtschaft in Westfalen-Lippe setzt ihren seit rund fünf Jahren anhaltenden Aufschwung mit zunehmender Dynamik fort.
Dies signalisiert der Anstieg des Sparkassen-Konjunkturindikators um zuletzt knapp vier Punkte auf einen neuen Höchststand von 134,2 Punkten. Der Indikator spiegelt das gewogene Mittel aus Geschäftslage und Zukunftsaussichten von rund 3.100 Unternehmen sämtlicher Branchen der Region wider. Sowohl die Lageeinschätzung als auch die Geschäftserwartungen haben sich spürbar verbessert. Der Indikator basiert auf den Umfrageergebnissen der acht Industrie- und Handelskammern (IHKs)* in Westfalen-Lippe. Die Konjunkturanalyse berücksichtigt außerdem realwirtschaftliche Daten des Statistischen Landesamtes Nordrhein-Westfalen sowie Erkenntnisse aus der Geschäftsentwicklung der 60 westfälisch-lippischen Sparkassen.
* IHK Arnsberg Hellweg-Sauerland, IHK Ostwestfalen zu Bielefeld, IHK Mittleres Ruhrgebiet (Bochum), IHK Lippe zu Detmold, IHK zu Dortmund, Südwestf.lische IHK zu Hagen, IHK Nord-Westfalen (Münster) und IHK Siegen.
Geschäftslage: Stimmung ausgezeichnet
Das Stimmungshoch in der westfälisch-lippischen Wirtschaft kommt insbesondere in der ausgezeichneten Bewertung der befragten Unternehmen zum Ausdruck. Der Anteil der Betriebe, die ihre aktuelle Lage als „gut“ bezeichnen, lag zuletzt bei 54 %. Nur 6 % der befragten Firmen berichteten von einer schlechten Geschäftslage.
Das beste Lageurteil findet sich nach wie vor im Baugewerbe. Insbesondere die anhaltend hohe private Wohnungsbaunachfrage sorgt – getrieben von der guten Einkommens- und Beschäftigungslage und den niedrigen Hypothekenzinsen – für ausgelastete Kapazitäten. Aber auch der gewerbliche Bau verzeichnete zuletzt Zuwächse. Zudem profitiert der öffentliche Bau von den vom Bund bereitgestellten Mitteln für Investitionen in die kommunale Infrastruktur.
Spürbar aufgehellt hat sich die Stimmung zuletzt in der exportorientierten Industrie. Die verbesserte Weltkonjunktur und der dynamischere Welthandel haben das Auslandsgeschäft des produzierenden Gewerbes angekurbelt. Auch im Handel und im Dienstleistungsbereich ist die Geschäftslage nach wie vor sehr gut. Hier liefert die hohe private Konsumnachfrage positive Impulse.
Der Optimismus zieht sich durch sämtliche Wirtschaftsbereiche.
Geschäftserwartungen weiter optimistisch
Mit einem baldigen Ende des starken Aufschwungs rechnen die westfälisch-lippischen Unternehmen nicht. Im Gegenteil: 29 % der Betriebe halten eine weitere Verbesserung für möglich. Nur 8 % der Firmen rechnen mit einer nachlassenden Konjunktur.
Der Optimismus zieht sich durch sämtliche Wirtschaftsbereiche. Besonders zuversichtlich ist die Industrie. Verantwortlich sind die positiven Exportaussichten. Sowohl in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften als auch in den Schwellenländern sollte die wirtschaftliche Expansion zulegen, was wiederum positiv auf den Welthandel wirkt. Auffällig ist, dass die Baubranche – nach einer kurzen Eintrübung der Zukunftserwartungen im vergangenen Herbst – wieder spürbar optimistischer geworden ist. Scheinbar erwarten die Baubetriebe, dass der zunehmende Mangel an Bauland und steigende Baupreise zumindest in der kurzen Frist nicht zu einem nennenswerten Rückgang der Wohnungsbaunachfrage führen werden.
Bei aller Zuversicht verlieren die westfälisch-lippischen Unternehmen die Abwärtsrisiken der Konjunktur nicht aus dem Blick. Der von der geldpolitischen Ausnahmesituation – wie günstigen Finanzierungsbedingungen und niedrigen Zinsen – befeuerte Aufschwung hält mittlerweile ungewöhnlich lange an. Außerdem treten die aus früheren Konjunkturzyklen bekannten Muster insgesamt weniger klar und nur in abgeflachter Form hervor. Dies gilt insbesondere für die über weite Strecken recht verhaltene Entwicklung der Ausrüstungsinvestitionen. Erst seit wenigen Monaten ist im Zuge der verbesserten Exporte ein nennenswerter Anstieg der Investitionsneigung zu beobachten. Das zurückhaltende Investitionsverhalten hat zur Folge, dass in vielen Branchen schon seit geraumer Zeit an der Kapazitätsgrenze produziert wird.
Infolge des langgestreckten Aufschwungs machen sich zunehmende Anspannungen am Arbeitsmarkt bemerkbar. Mittlerweile erachten 59 % der westfälisch-lippischen Unternehmen den Fachkräftemangel als wesentliches Risiko für den künftigen Geschäftserfolg. Im vergangenen Herbst waren es noch 53 % und vor einem Jahr „nur“ 45 %. Der zunehmende Mangel an Fachkräften dürfte mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung zu einem Anstieg der Arbeitskosten führen. Für 41 % der hiesigen Betriebe (Herbst 2017: 38 %) bietet der Kostendruck inzwischen Anlass zur Sorge.
Exporte entwickeln sich zur Konjunkturstütze
Das internationale Geschäft entwickelt sich mehr und mehr zur Konjunkturstütze in Westfalen-Lippe. Derzeit rechnen 37 % der befragten Betriebe in den kommenden Monaten mit einem Anstieg der Ausfuhren. 9 % erwarten ein nachlassendes Auslandsgeschäft.
Dabei profitieren die Unternehmen insbesondere vom dynamischen Konjunkturaufschwung in der Euro-Zone, dem Hauptabsatzgebiet westfälisch-lippischer Exporteure. Demgegenüber gingen von der Aufwertung des Euro dämpfende Effekte auf die Ausfuhren in Länder außerhalb der Währungsunion aus.
Investitionstätigkeit nimmt Fahrt auf
Die zunehmende Auslandsnachfrage und die anhaltend hohe Binnennachfrage haben den Auslastungsgrad der Produktionskapazitäten deutlich gesteigert. Demzufolge planen die Unternehmen, vermehrt Erweiterungsinvestitionen vorzunehmen. Jedoch reichen die Investitionen weiterhin nicht an das Niveau früherer Konjunkturaufschwünge heran. Ausschlaggebend ist der erwartete Fachkräftemangel. Hinzu kommen Verunsicherungen aufgrund der zahlreichen geopolitischen Risiken rund um den Globus. Darüber hinaus dürften die protektionistischen Tendenzen in der Außenhandelspolitik der USA dämpfend auf die hiesige Investitionsneigung wirken.
Arbeitsmarkt: Beschäftigungsaufbau setzt sich fort
Angesichts des Konjunkturhochs dürfte sich das Tempo des Beschäftigungsaufbaus im weiteren Jahresverlauf nochmals beschleunigen. Knapp ein Drittel der befragten Unternehmen will ihre Personaldecke aufstocken. Weniger als zehn Prozent planen mit einem geringeren Personalbestand. Damit ist die Einstellungsbereitschaft in Westfalen-Lippe auf den höchsten Stand seit Beginn der Konjunkturaufzeichnungen im Jahr 2003 gestiegen.